Die 2.Bundesliga-Volleyballer der Blue Volleys Gotha überzeugten beim verdienten 3:1 (18; 16; -24; 23) Heimerfolg über die TG 1861 Rüsselsheim II.
Wie groß die Erleichterung im Gothaer Lager nach diesem Sieg war, bewies der ausgelassene Jubel von Mannschaft, Betreuern und Publikum danach. Angesichts der Tabellensituation war der Druck des unbedingt Siegen müssen zuvor immer mehr gewachsen.
Dass ausgerechnet in diesem richtungsweisenden Spiel der erfahrene Kapitän und Angriffsführer Marcel Herrmann krankheitsbedingt fehlte, machte die Aufgabe für die Blue Volleys nicht leichter. Doch vielleicht war am Ende sein Fehlen sogar ein kleiner Baustein des Erfolgs. Zum Einen machte sein Vertreter auf der Diagonalposition Robert Poole ein sehr gutes Spiel und zum Anderen wurde die Spieltaktik der Rüsselsheimer, die natürlich auf den sonstigen Topscorer Herrmann ausgerichtet war, schnell zur Makulatur.
Ein langes Abtasten gab es nach dem Anpfiff nicht. Beide Teams waren zügig auf Betriebstemperatur. Bis zum Stand von 8:7 verlief der 1.Satz ausgeglichen. Doch dann nahmen die Gastgeber das Zepter resolut in die Hand. Mit tollen Abwehraktionen, Libero Max Stückrad dabei teilweise spektakulär, guter Blockarbeit und variablem Angriffsspiel setzte sich Gotha ab, begünstigt aber auch von vielen Rüsselsheimer Fehlern. Am Ende stand ein souveräner 25:18 Satzgewinn.
Auch im 2.Abschnitt dominierten die Gastgeber. Immer wieder angetrieben vom begeisterten Publikum auf den Rängen der Ernestiner SH, zauberten die Gothaer phasenweise. Insbesondere der Block war an diesem Abend eine Klasse für sich. Das überraschte umso mehr, als mit Liviu Moise und Tomasz Gorski zwei etatmäßige Mittelblocker wegen Krankheit oder Verletzung ausfielen. Aber „Ersatz“ Christoph Aßmann, eigentlich Außen/Annahmespieler und an diesem Abend auch Kapitän der Mannschaft, machte seine Sache auf der für ihn ungewohnten Position sehr gut. Überragend, nicht nur seiner Körpergröße wegen, war zudem der andere Gothaer Mittelblocker Felix Lesche, an dessen Block die Rüsselsheimer Angriffsversuche gleich reihenweise scheiterten und der auch mit seinen Angriffen punktete. Im Angriff boten die beiden Außen Robert Werner und „Pat“ Strzalkowski sowie Poole Volleyball vom Feinsten, dabei gut eingesetzt vom zuletzt etwas in die Kritik geratenen Zuspieler Christian David. Entsprechend deutlich mit 25:16 fiel auch der Satzgewinn aus.
Im 3.Satz geschah dann genau das, was im Volleyball nach zwei klar gewonnenen Sätzen häufig passiert. Einen möglichen schnellen 3:0 Sieg vor Augen, will man jetzt zu viel und neigt zum überpacen oder man bekommt Angst vor der eigenen Courage und verkrampft. Der Gegner aber hat nichts mehr zu verlieren und spielt locker auf. So lief es auch diesmal. Die Opel-Städter waren jetzt wie ausgewechselt. Aus einer sicheren Annahme heraus kamen sie wesentlich besser ins Spiel. Doch anders als noch vor Wochen brachen die Blue Volleys diesmal nicht ein, sondern nahmen den Kampf an.
Spielerisch und vom Spannungsgehalt her war die Partie jetzt auf dem Höhepunkt. Die Führungen wechselten ständig und beim 24:23 hatte Gotha sogar den ersten Matchball. Den wehrten die Gäste ab und ein von Werner ins Aus geschlagener Angriff brachte der TG letztlich den Satzgewinn.
Das Spiel auf Augenhöhe setzte sich im 4.Satz fort und kam nach einem Drittel in die entscheidende Phase. Jeder Ballwechsel war jetzt hart umkämpft. Eine gewisse Vorentscheidung fiel, als Gothas Block gleich fünf Rüsselsheimer Angriffe in Folge entschärfen konnte und die Halle zum Brodeln brachte. Die Hessen ließen sich aber nicht abschütteln und forderten den Gastgebern alles ab. Ob mit brachialer Gewalt, wie Poole mit seinem Angriff zum 21:21 oder überlegtem Leger, Gothas Angreifer fanden jedoch eine Lösung. Es war wieder ein erfolgreicher Block, der den Blue Volleys beim 24:23 zwei weitere Matchbälle bescherte. Den Zweiten nutzten die Hausherren zum umjubelten Sieg.
Als beste Spieler (MVP) der Partie wurden danach der Rüsselsheimer J. Weber (10) und Gothas R.Werner benannt.
Im Trainerinterview bekannte Gästetrainer Ferradas, dass seine Mannschaft an diesem Abend kaum Antworten auf Gothas druckvolles Spiel gefunden hat und der Sieg der Blue Volleys verdient sei.
Bei Gothas Trainer Jörg Schulz aber fielen die berühmten Steine vom Herzen. „Wir haben heute gegen einen starken Gegner verdient gewonnen, obwohl die Mannschaft unter großem Druck stand. Ich hoffe der Knoten ist jetzt geplatzt, denn wir wollen nun weitere Siege einfahren.“
Blue Volleys Gotha mit: Aßmann, David, Lesche, Stückrad, Strzalkowski, Werner, Landsmann, Moise, Poole, Rein
Foto: Niklas Kubitz